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Felix Wittich: »Ich fotografiere, als würde ich eine Filmkamera halten!«
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Felix Wittich: »Ich fotografiere, als würde ich eine Filmkamera halten!«

Über das Bewegtbild zur Fotografie und von Hamburg nach Amsterdam: So lassen sich die vergangenen Jahre von Felix Wittich zusammenfassen. Aber da ist noch mehr: In seiner neuen Heimat und Kulturhochburg Amsterdam verrät uns der gebürtige Hamburger auch, wie er arbeitet und wo die Unterschiede bei seinen beiden Tätigkeiten liegen.

  • Interview:
    Marko Knab
  • Fotos:
    Felix Wittich

Hallo Felix! Wir haben uns wie in einem Roadmovie gefühlt, als wir Deine Strecke mit Saana, Jael und dem SEAT Leon Sportstourer angeschaut haben …

Hallo! Der Shoot war tatsächlich ziemlich dynamisch … Wir waren ein kleines Team und hatten außer den Outfits und ein wenig Catering sonst nicht viel dabei. So konnten wir an einem Tag auch viele unterschiedliche Locations abarbeiten – und am Ende sieht es dadurch so aus, als hätten wir tatsächlich einen längeren Roadtrip durch Amsterdam und die Umgebung gemacht.

Gab es beim Shooting dann auch so etwas wie ein »Drehbuch« oder habt ihr kreativ improvisiert?
Ich baue mir eigentlich vor jedem Shooting immer erst mal ein sogenanntes Moodboard beziehungsweise ein Konzeptdokument, das ich mit neuen Locationfotos und Styling-Ideen aktualisiere. Das bekommen dann alle Beteiligten schon relativ früh, möglichst schon vor dem ersten Gespräch. Beim Shooting sind dann alle auf dem gleichen Stand, man muss nicht mehr ganz bei null anfangen und kann sich etwas mehr Freiraum für Improvisationen erlauben. Dadurch könnte man sagen: Es ist eine Mischung aus beidem.

»Der Shoot war tatsächlich ziemlich dynamisch … «

Die Produktion war ja auch die erste in Deiner neuen Heimat Amsterdam. Warum war das etwas ganz Besonderes?
Wir haben seit dem Umzug im September 2020 immer wieder versucht, so gut es geht in allen möglichen Gegenden unterwegs zu sein. Sobald man aber mit einer konkreten Vorstellung ins Location-Scouting geht und auch mal ganz neue Orte findet, fügt sich aus vielen Fetzen so langsam ein Gesamteindruck zusammen.

Und weshalb bist Du von Hamburg nach Amsterdam gezogen?
Ich bin geboren und aufgewachsen in Hamburg und habe dort auch angefangen zu arbeiten. In den vergangenen Jahren ist mir aber immer klarer geworden, dass ich irgendwann noch mal von dort weg und ins Ausland gehen will. Amsterdam hat sich gleich doppelt angeboten: durch den karrieretechnischen Anreiz, mir außerhalb Deutschlands einen Namen zu machen, aber auch durch Freunde, die hier bereits leben. Fazit: Hier funktioniert dann doch noch mal alles etwas anders

Deine beiden Models stammen ja auch aus dem »Venedig des Nordens«. Wie war die Zusammenarbeit mit Saana und Jael?
Ich habe mich total gefreut, die beiden für das Projekt gewinnen zu können, weil ich ihre Arbeiten sehr mag. Eigentlich habe ich nur auf den richtigen Moment gewartet, um mal für Fotos mit ihnen in Kontakt zu treten. Ich fand es auch super spannend, mit Leuten in der Stadt unterwegs zu sein, die im Gegensatz zu mir schon fest in ihrer jeweiligen Szene verankert sind. Nach fast einem Jahr in Isolation im neuen Wohnort hat das definitiv total gutgetan!

Wie bist Du eigentlich zur Fotografie gekommen?
Ursprünglich habe ich Musikvideos für befreundete Bands gedreht und eben dann auch immer noch Pressefotos gemacht – Musikvideos waren aber ganz lang mein Fokus. Daraus entsprang der eine oder andere Behind-the-Scenes-Job bei Werbedrehs, irgendwann kamen kleinere Fotojobs dazu. Freie Arbeiten zu planen und umzusetzen hat bei mir dann etwas ausgelöst: diesen einen bestimmten Look zu entwickeln und immer weiter daran zu feilen.

»In den vergangenen Jahren ist mir aber immer klarer geworden, dass ich irgendwann noch mal von dort weg und ins Ausland gehen will.«

Du hast gerade selbst von diesem bestimmten Look gesprochen: Was macht Deinen Stil aus? Und was willst Du mit ihm ausdrücken?
Ich sehe so etwas wie einen Stil eher flexibel, weil ich glaube, dass man diesen ab einem gewissen Punkt nicht mehr aktiv beeinflussen kann. Wichtiger ist mir, mich immer wieder ganz bewusst mit neuen Facetten zu konfrontieren. Zum Beispiel habe ich vor zwei Jahren noch sehr viel engere Bildausschnitte gewählt und fotografiere jetzt wieder eher weitwinklig. Dadurch muss ich mich jetzt wiederum viel aktiver mit den Hintergründen und dem Bildaufbau auseinandersetzen. Ich selbst lege auch großen Wert auf die Farblichkeit und gucke mir super viel an, lege Mood-Bilder neben meine Fotos, versuche den Look nachzubauen – am Ende sieht es dann aber eigentlich doch wieder so aus, wie es sich für mich in dem Moment »richtig« angefühlt hat.

In Deinen Bildern spielst Du gerne auch mit Unschärfe, haben wir bemerkt. Warum?
Schwierige Frage, das ergibt sich ehrlich gesagt meistens von selbst. Ist mir aber auch schon aufgefallen und möchte ich in der Zukunft auch mal wieder etwas reduzieren! (lacht)

Du machst ja auch Filme, hast Du gesagt. Wo liegen für Dich die größten Unterschiede zum Fotografieren?
Für mich hat sich an dem Arbeitsprozess selbst nicht so viel geändert – ich fotografiere aber auch wohl immer ein bisschen so, als würde ich eine Filmkamera halten. Das mache ich glaube ich, um bestimmte Bewegungen so mitzunehmen, wie ich es bei einem Dreh machen würde – meistens gibt es dadurch ein bisschen zu viele Fotos. Der größte Unterschied liegt aber schlicht und ergreifend im Aufwand: Die Strecke in der jetzigen Form mit Jael und Saana als Film zu drehen, hätte niemals an einem Tag geklappt. Mit der Fotografie ist man schon bedeutend schneller und flexibler unterwegs. Und man kann mit wenigen guten Mitteln und einem kleinen Team trotzdem einen hochwertigen Look erreichen.

»Ich fotografiere aber auch wohl immer ein bisschen so, als würde ich eine Filmkamera halten.«


Und welche Gemeinsamkeiten gibt es?
Ganz ehrlich: Regisseure und Fotografen unterscheidet meiner Meinung nach heutzutage nicht mehr so viel. Eine klare Vorstellung zu haben und das genaue Konzipieren dieser Idee ist aber bei beiden Disziplinen unbedingt nötig. Während einer Bildauswahl durch die Bilder zu klicken und auf das richtige Bild zu warten, ist ähnlich, wie beim Schnitt Material zu sichten. So könnte man jetzt ewig weiter vergleichen … Im Kern liegt zumindest ein Unterschied darin, dass der Regisseur diese ganzen Dinge in der Praxis niemals allein umsetzen kann. Dadurch wird er aber auch immer wieder abhängig von seinem Kameramann, Editor oder Grading Artist. Und damit dauert der ganze Prozess – zumindest bei bescheidenen Musikvideo-Budgets – immer etwas länger. Und: Die Aufgabenverteilung unterscheidet sich stark.

»Regisseure und Fotografen unterscheidet meiner Meinung nach heutzutage nicht mehr so viel. Eine klare Vorstellung zu haben und das genaue Konzipieren dieser Idee ist aber bei beiden Disziplinen unbedingt nötig.«

- Felix Wittich

Jetzt aber zu klaren Linien: Was hältst Du vom Design des SEAT Leon Sportstourer?
Ich mag die rote Farbe des Modells, das wir zum Fotografieren hatten. Das hat mir auf Anhieb zugesagt! Deshalb haben wir auch die gesamte Farbpalette des Stylings darauf abgestimmt.

Ist Dir am SEAT Leon Sportstourer sonst noch etwas aufgefallen?
Die Scheinwerfer vorne haben mir super gut gefallen, aber auch die durchgezogene Linie der Rücklichter! Und das Soundsystem haben wir natürlich vor und während dem Shooting auch auf Herz und Nieren geprüft! (lacht)

Last but not least: Warum sollte jeder einmal Amsterdam besucht haben?
Wegen der Restaurantszene und dem im Verhältnis zu Größe und Einwohnerzahl riesigen kulturellen Angebot!


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