Die Neugier wurde ihm quasi angeboren, sagt Fotograf Daniel Woeller. Was ihn dann auch automatisch für den Job hinter der Kamera qualifiziert. Wir wiederum haben den Frankfurter Kreativen mit einem anderen Künstler aus »Mainhattan« zusammengebracht: Street Artist PENG Was sich als echter Glücksfall erwies. Für uns, aber auch für Frankfurt und Kunst-Fans.
Alle kennen seine Kunst und Du kennst ihn jetzt auch persönlich: Für #ThisIsSEAT hast Du den anonymen Frankfurter Street Artist PENG fotografiert. War Dir der Künstler bereits bekannt?
Ja, als Frankfurter sind mir die Werke von PENG häufig im Stadtraum aufgefallen. Ich habe seine kleinen Sprüche und Zeichnungen, aber auch die aufwendigeren Werke gerne beim Laufen durch Frankfurt mit dem Handy festgehalten und in meinen Instagram-Stories gepostet. Ich habe 2021 auch schon eine Vernissage von PENG in Kronberg besucht.
Was ist Dir von diesem Shooting nachhaltig in Erinnerung geblieben?
PENG ist ein sehr sympathischer Künstler. Ich bewundere seinen unermüdlichen Fleiß, mit dem er offenbar jeden Zipfel von Frankfurt markiert. Ein Auto vor seinen Street Art-Werken zu inszenieren ist nicht leicht, da die Orte teils schwer zugänglich und viele Werke sehr kleinteilig sind. Mit dem Wetter hatten wir aber sehr großes Glück und das Shooting hat wirklich viel Spaß gemacht!
Wie hast Du das Shooting grundsätzlich empfunden? Wo seid ihr zusammen unterwegs gewesen?
Wie gesagt, ich habe das Shooting in sehr positiver Erinnerung. Alles ist dabei erstaunlich glattgegangen. Die SGE Eintracht Frankfurt hatte in der Nacht vor unserem ersten Shooting-Tag die Europa League gewonnen, was zu einem dreitägigen Ausnahmezustand in Frankfurt geführt hat. Die Stadt erstickte fast in ausflippenden Fans, Verkehrsstaus, Glasscherben und Müll. Zusätzlich hat das Wetter komplett verrückt gespielt mit orkanartigen Windböen, strömenden Regengüssen und so weiter – zum Glück konnten wir am ersten Shooting-Tag aber in Ruhe in einer Loft-Umgebung in Offenbach arbeiten. PENG hat dort einen SEAT Arona komplett bemalt und ich habe ihn dabei fotografiert. Der Regen kam Sekunden nach meinem letzten Schuss. Das Auto wiederum musste in ein Parkhaus in Frankfurt-Sachsenhausen in Sicherheit gebracht werden und am nächsten Tag erst einmal in die Waschanlage. An Tag 2 waren wir im Frankfurter Ostpark und sind dann, nach einem gemeinsamen Mittagessen im Café Aniis, einmal quer durch Frankfurt ans Ende der Gutleutstraße gefahren. Dort liegt der Orange Beach Club.
Klingt aufregend! Und das wirft die Frage auf: Improvisation oder Shooting nach Plan – wie sieht für Dich ein idealer Shooting-Tag aus?
Geplante Improvisation. Ich bereite mich sehr intensiv auf Sujet, den Künstler, seine Kunst und die Location vor. Ich bin einen ganzen Tag mit dem e-Scooter alle PENG!-Kunstwerke, die er empfohlen hatte, abgefahren und habe Perspektiven etc. überprüft. Dann kann ich improvisieren, was meine Fotografie spontan und authentisch wirken lässt. So würde ich es umschreiben.
Was zeichnet für Dich das perfekte Foto aus?
Oh je! Ein perfektes oder vielleicht gutes Foto zeichnet aus, dass es Neugier weckt, dass man in einem Bild eine kleine Geschichte erkennen oder spüren kann. Es muss emotional sein. Individuell, persönlich, schnell, der richtige Moment. Technik ist dabei fast gleichgültig. Der individuelle Blick des Autoren ist die Kraft, die mich begeistern kann.
Wie bist Du eigentlich zur Fotografie gekommen?
Mit meiner Geburt ...? Durch meine Eltern und deren Interesse an guten, interessanten Filmen, Kunst, internationalen Modezeitschriften und Reisen. Ich bin einfach neugierig, eine Art Voyeur. Ich sehe genau hin und vergesse dabei häufig alles um mich herum. Ein bisschen autistisch vielleicht? Ich konnte mich nie zwischen Regie und Fotografie entscheiden.
Beschreibe Deinen Foto-Stil in einem Satz.
Ich habe einmal einen Vortrag an einer Modeschule gehalten zum Thema »Narrative Fotografie«. Die Bezeichnung »Narrative Fotografie« – das gefällt mir. In einem Satz: Mein Foto-Stil scheint wiedererkennbar zu sein, scheint eine persönliche Handschrift beziehungsweise ein persönliches Auge zu besitzen – und wenn das so ist, dann bin ich sehr glücklich darüber!
Woher nimmst Du Deine Inspiration?
Aus meinen Lieblingsfilmen, Filmszenen, dem Alltäglichen zusehen, aus und in der Straßenbahn, zu Fuß, in Urlauben und auf Reisen, in Museen … Ich halte Bild-Ideen, die mir täglich begegnen, mit meinem Handy fest. Zurzeit habe ich über 70.000 solcher Fotos auf meinem Mobiltelefon mit 512 Gigabyte Speicherplatz – ordentlich in Ordnern sortiert.
Was macht ein Daniel Woeller am liebsten, wenn er nicht gerade fotografiert?
Mit seiner Familie, seiner Frau, seinen Kindern (13, 17 und 26), seiner Hündin und/oder mit Freunden dem Müßiggang frönen. Und: Er macht auch gerne lange Spaziergänge mit der Hündin.
Deine Lieblingsorte/-plätze in Frankfurt: Was muss man unbedingt gesehen haben – und warum?
Neben meinem Zuhause z. B. den Huthpark im Sommer, wenn die Hundewiese bis zu zwei Meter hoch zugewachsen ist. Den Stadtwald bei Sachsenhausen, die Louisa und die Oberschweinstiege. Die Frankfurter Äbblwoi-Lokale. Das Größenwahn und das Niewo. Elaine’s Deli am Taunustor. Die meisten Lieblingsorte hängen für mich dabei vor allem mit meinen Lieblingsmenschen zusammen.