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Mainstyle, oder: Adorno wäre heute Sprayer © cmophoto.net
Art

Mainstyle, oder: Adorno wäre heute Sprayer

Hier könnte Ihre Kunst stehen: Dank der Vielzahl an Murals und Graffiti hat sich Frankfurt in den letzten Jahren zu einem bunten Schaufenster für Street Art entwickelt. Welche Kunstwerke man unbedingt gesehen haben sollte, zeigen wir in unserem Street Art-Guide.

  • Text:
    Alfred Rzyski
  • Fotos:
    unsplash.com

U-Bahn-Station Bockenheimer Warte

Man könnte wahrscheinlich ewig darüber philosophieren, was hier im Frankfurter Westend das größere Kunstwerk ist: der alte Londoner Tram-Wagen, den Künstler Peter Pininski hier als U-Bahn-Eingang aus dem Boden brechen lässt – oder das großflächige Mural auf der ehemaligen Mensa des Uni-Campus Bockenheim. Letztgenanntes zeigt dabei zwei ziemlich bekannte Gesichter aus der Main-Metropole: Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, die Mitte des 20. Jahrhunderts die »Frankfurter Schule« in der Philosophie begründeten. Zumindest Adorno hätte das gefallen. »Aufgabe von Kunst heute ist es, Chaos in die Ordnung zu bringen«, hat er einst gesagt. Wie das klingt? Nach Street Art!

© Chris Parmiter

Hall of Fame am Ratswegkreisel

Kunst im Wandel? Ist hier Programm, und zwar täglich. Denn in der wahrscheinlich größten Freiluftgalerie in ganz Frankfurt wird immer gesprüht. Das kann dann auch mal bedeuten, dass ein Graffito nicht mal einen ganzen Tag existiert, bevor das nächste schon auf ihm aufbaut. Die Looks sind dabei ganz unterschiedlich: Vom Comic-Style über abstrakte Werke und klassische Tags ist bis zum realistischen Mural alles dabei. Und wenn man eine ganze Runde um den riesigen Kreisverkehr im Frankfurter Osten dreht, hat sich das riesige Kunstwerk wahrscheinlich dann schon wieder verändert. Ganz im Adorno’schen Chaos-Sinne, den sie hier wohl verinnerlicht haben.

»Aufgabe von Kunst heute ist es, Chaos in die Ordnung zu bringen«

-Theodor W. Adorno

© Marc Trautmann

Skatepark am Osthafen

Aller guten Dinge? Sind drei. Gilt für die Street Art-Spots, aber auch für unsere Besuche im Skatepark am Osthafen. Denn der ist nicht nur ein Hotspot für alle, die auf den Grünflächen entspannen wollen oder in Bowls und Quarterpipes skaten, sondern auch eine riesige Leinwand. Zwar stammen die Graffiti ursprünglich nicht aus der Skater-Kultur, aber inzwischen gehören die beiden zumindest hier einfach zusammen. Gut, nicht jedes Werk ist dann auch unbedingt preisverdächtig – Adorno hätte wohl vermutlich etwas von »Engagement ist vielfach nichts als Mangel an Talent« vor sich hingebrummt. Aber gut: letztlich zählt der Spirit. Und genau die Losung gilt ja auch beim Skaten.

© pixabay

Murals am EZB-Bauzaun

Zugegeben, das »Mädchen mit der Kamera« ist Geschichte – und zwar schon länger. Der Grund? Den Bauzaun an der EZB-Zentrale, auf dem sich das Mural befand, gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Weil die neue Bankzentrale fertiggebaut ist. Aber rückblickend zeigt es ziemlich genau, wie es mit der Street Art in Frankfurt läuft: Wo es wirklich erlaubt ist, wird auch gesprüht. Und dann mit echtem Anspruch und was die Cans hergeben. Über die Jahre zierten den Zaun vor dem Neubau der Bankzentrale deshalb ganz unterschiedliche Kunstwerke. Und manche wurden dann wie das »Mädchen mit der Kamera« auch selbst als Moment festgehalten. Jetzt müssen nur noch die Menschen in dem Gebäude ihren Adorno lernen, damit das »Mädchen mit der Kamera« ihr Comeback feiern kann.

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