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Mehr »Ich« wagen: Edith Löhle über Empowerment und Berlin
Culture

Mehr »Ich« wagen: Edith Löhle über Empowerment und Berlin

Über ihren Weg in den Journalismus und ihre Haltung hat Edith Löhle  im ersten Teil des Interviews gesprochen. Im zweiten Teil erfahren wir von ihr, was Sprache mit Realität zu tun hat, was Sie an ihrer Heimat Berlin liebt - und warum sie manchmal auch aus der Hauptstadt heraus muss.

  • Interview:
    Marko Knab & Iris Soltau
  • Fotos:
    Tim Adler

Es heißt ja »Sprache macht Realität«. Wie spricht man zum Beispiel über Empowerment?
Sprache muss auf jeden Fall inklusiv sein. Ich bin zum Beispiel bei Veröffentlichungen immer wieder der Kritik von Gender-Gegnern ausgesetzt. Ich zwinge niemanden zu gendern, wie könnte ich? Aber ich verstehe nicht, wie man sich vehement gegen inklusive Sprache auflehnen kann und sogar an vielen Stellen versucht, das Thema ins Lächerliche zu ziehen. Niemand hat einen Nachteil davon, Menschen in der Sprache stattfinden zu lassen – im Gegenteil: Wir können durch eine gerechtere Sprache einen kleinen Teil für eine gerechtere Welt beitragen.

»Ich zwinge niemanden zu gendern, wie könnte ich? Aber ich verstehe nicht, wie man sich vehement gegen inklusive Sprache auflehnen kann und sogar an vielen Stellen versucht, das Thema ins Lächerliche zu ziehen.«

Nachhaltigkeit ist Dir ja auch kein fremder Begriff. Warum lohnt es sich, auch mal etwas länger und vor allem langfristiger zu denken?
Wir alle wissen, dass die Klimakrise eine reale Bedrohung ist. Um den Planeten zu erhalten, müssen wir alle umdenken. Zwar braucht es in erster Linie große Hebel in der Politik und Wirtschaft, aber trotzdem fordert die aktuelle Zeit ein grünes Mindset oder Verständnis von uns. Wir müssen liebevoll mit Ressourcen umgehen in allen Bereichen. Bei Mode macht mir das besonders viel Spaß. Ich liebe Flohmärkte und Vintage-Läden und nutze verschiedene Kreislauf-Projekte. Es wurde genug Kleidung produziert, die Erde platzt aus allen Nähten – ich liebe es, Pre-loved-Schätze zu entdecken.

Da bist Du in Berlin perfekt aufgehoben – aber warum ist die Hauptstadt sonst noch etwas ganz Besonderes?
Es ist die spannendste Stadt Deutschlands: Berlin ist aufregend, pulsierend, dreckig, roh, vielfältig, dunkel und bunt zugleich.

Und was macht Deinen Kiez, den Prenzlauer Berg, aus?
Ich mag ihn aus verschiedenen Gründen: Es ist hübsch hier, aber auch hip an vielen Stellen. Ich erfülle das absolute Prenzlauer-Berg-Klischee, aber ich stehe dazu: Ich bin Schwäbin, die hier Matcha-Latte mit Hafermilch trinkt.

»Ich erfülle das absolute Prenzlauer-Berg-Klischee, aber ich stehe dazu: Ich bin Schwäbin, die hier Matcha-Latte mit Hafermilch trinkt.«

Hast Du uns drei Spots, die man hier gesehen und erlebt haben muss?
Meine Tour mit dem SEAT hatte drei Stopps, die meinen Berliner Lifestyle gut beschreiben: Zum einen ist das der Haferkater in Prenzlauer Berg, ein Café, in dem ich viel arbeite und sehr gern bin. Hier gibt’s tollen Matcha-Latte und gutes Porridge. Dann sind wir zur Kleiderei gefahren. Für mich als Vintage-Liebhaberin ein absolutes Must-Go, das Konzept ist mega: Hier leiht man sich Kleidung, bedient sich also an einem gemeinsamen Kleiderschrank. So schont man Ressourcen und geht liebevoll mit der Langlebigkeit von Kleidung um. Und dann sind wir noch eine ganz abgefahrene Location angefahren: Das Moos.Space habe ich durch eine feministische Lesung kennengelernt und mich direkt in den Kunstort verliebt. In der alten Badewannenfabrik ist seit Neuestem ein Raum entstanden, in dem Ausstellungen, Performances – ach, der Kunst sind hier einfach keine Grenzen gesetzt – stattfinden können.

»Berlin ist aufregend, pulsierend, dreckig, roh, vielfältig, dunkel und bunt zugleich.«

Mit Deinem Lebensgefährten hast Du seit Kurzem ein Haus im Berliner Hinterland erworben. Was macht das Landleben so verlockend für Euch?
Die Natur ist für mich eine große Quelle: Hier kann ich Ruhe, aber auch Inspiration finden. Ich bin auf dem Land groß geworden – und nach 15 Jahren in der Stadt habe ich gemerkt, wie sehr mir der Ausgleich in der Natur fehlt. Als mein Partner und ich dann einen Hund adoptiert haben, war die Priorität, auch auf dem Land Zeit verbringen zu können, plötzlich klar. Jetzt haben wir das Beste aus beiden Welten. Und unser Hund ist auch happy.

Und mal ganz grundsätzlich: Was inspiriert Dich?
Mich inspirieren Menschen, die mit Leidenschaft ihr Leben leben und das tun, was sie lieben. Es ist in unserer Gesellschaft gar nicht so leicht, den Ruf des Herzens zu hören – alles so laut hier – und den Mut aufzubringen, dem auch zu folgen – alles so vorgeschrieben hier! Ich liebe Frauen, die ihr Ding durchziehen und alles das sind, was sie sein wollen, und nicht das, was das Patriarchat oder ihr Umfeld von ihnen erwartet. Die Kraft dieser Frauen inspiriert mich zu allen Aufgaben, für die ich Kraft aufbringen muss.

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Mal etwas abstrakter gefragt: Warum braucht man im Leben immer ein Gegengewicht? So wie Land und Stadt, aufregende und auch ruhige Momente, Zeit für sich, aber auch Zeit mit anderen Menschen …?
Ich glaube an Yin und Yang. Wenn wir die beiden Energien in Einklang bringen und beide mit Liebe (aus-)leben, dann ist’s eine runde Sache.

→ Mehr über Ediths Weg in den Journalismus und ihre Haltung lest ihr im ersten Teil des Interviews.

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