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Immer auf dem Sprung: Melanie Tischler und Louke Wilson
Freestyle

Immer auf dem Sprung: Melanie Tischler und Louke Wilson

Einen Tag lang hängten wir uns an die Fersen der Freerunning-Athleten Melanie Tischler und Louke Wilson und sprachen mit ihnen über ihren Alltag als Profi-Sportler, Anfängerfehler, Verletzungen und über die Leidenschaft, immer wieder neue Grenzen auszuloten.

  • Interview:
    Iris Soltau
  • Fotos:
    Tim Adler

Wie sieht ein typischer Tag in Eurem Leben aus?

Luke Wilson: Einen typischen Tag gibt es für mich als Freelancer nicht so richtig. Trotzdem habe ich mir eine Grundstruktur aufgebaut: Mein Morgen beginnt immer mit einer Mobility-und-Stretching-Session, dann organisiere ich meinen Tag, mache für ein Stündchen Office-Arbeiten, frühstücke und bin dann tagsüber nochmal entweder im Kraft-, Prehab- oder Parkourtraining. Der Rest gestaltet sich ziemlich flexibel und spontan. Ich lasse gerne genug Raum, um die Dinge auf mich zukommen zu lassen.

Melanie Tischler: Tatsächlich gleicht kein Tag dem anderen. Durch die unterschiedlichen Jobs, die ich an Land ziehe, die verschiedenen Orte, an denen ich mich aufhalte, und die Menschen, die ich kennenlerne, ist jeder Tag gefüllt mit neuen Eindrücken. Aber zur Routine eines Freerunners gehört natürlich das tägliche Training. Wobei man das sehr unterschiedlich gestalten kann und es dadurch nie langweilig wird. Freerunning ist eine der wenigen Sportarten, für die man alles braucht: Kraft, Schnelligkeit, Balance, Gefühl und Wendigkeit.


Hat eigentlich jeder Freerunner und jede Freerunnerin einen persönlichen Stil?

L.W.: Ja, und genau das macht unseren Sport aus – und uns als Sportler zu Unikaten!

M.T.: Auf jeden Fall! Jeder bewegt sich komplett einzigartig, und das liegt an vielen Faktoren: der sportlichen Vorgeschichte, den körperlichen Voraussetzungen und auch an den Athleten, mit denen man normalerweise trainiert. Das macht es auch so spannend: Jeder sieht andere Möglichkeiten und lernt von den anderen Athleten, egal wie lange man schon dabei ist oder wie gut man ist.

Was ist der größte Fehler, den Anfänger bei diesem Sport machen können?

L.W.: Schwer zu sagen. Aber ich glaube, man sollte vermeiden, andere beeindrucken zu wollen. Dadurch neigt man dazu, unnötiges Risiko einzugehen und Verletzungen zu riskieren. Ich halte es für wirklich wichtig, zunächst einmal die eigenen Fähigkeiten kennenzulernen und Grenzen präzise einordnen zu können.

M.T.: Konkrete Fehler fallen mir jetzt nicht ein, aber wenn ich am Anfang etwas falsch gemacht habe, dann war es, mich ständig mit anderen zu messen. Dadurch habe ich mir viele Dinge nicht zugetraut und sie erst gar nicht versucht.´

Muss man nach einer Verletzung sofort weitermachen? Wie heißt es so schön? Wer vom Pferd fällt, muss wieder schnell wieder in den Sattel …

L.W.: Haha, ich hätte mich mal lieber länger vom Sattel fernhalten sollen. Ich hatte zwei Bänderüberdehnungen am linken Sprunggelenk, und mein größter Fehler war, sofort wieder ins Training einzusteigen, anstatt die Belastung kontrolliert und graduell mit solidem Physio-Training wieder zu steigern. Meine Leidenschaft war einfach zu groß, und ich musste einfach wieder trainieren. Das hat mich langfristig viel Zeit gekostet, aber ich bin froh, dass ich mittlerweile besser mit Verletzungen umgehe.


M.T.: Meine schlimmste Verletzung war bislang »nur« ein knöcherner Ausriss am Fußgelenk vor zwei Jahren. Dabei wurde ich das erste Mal mit der Angst konfrontiert, meinen Sport nicht mehr ausüben zu können, zumindest nicht mehr auf meinem gewohnten Level. Am Ende stellte sich heraus, dass der Umgang mit der Verletzung ein enorm wichtiger Lernprozess für mich war. Ich musste mich mit der Situation abfinden und verstehen, dass auch dieser Unfall eine Challenge war, an der ich wachsen konnte. Gelernt habe ich, dass es wichtig ist, seinem Körper auch mal Pausen zu gönnen, um sich zu regenerieren und um neu aufzuladen.

»Einen typischen Tag gibt es für mich als Freelancer nicht so richtig.« 

Gibt es noch Traum-Locations, an denen Ihr Euren Sport unbedingt mal demonstrieren wollt?

L.W.: Santorini ist bekannt als Paradies für Freerunner – Red Bull hat dort über Jahre hinweg die weltweit bekannteste Freerunning-Competition ausgerichtet. Ich habe es tatsächlich bisher noch nie geschafft, aber ich würde dort gerne mal zusammen mit meinen Freunden trainieren.

M.T.: Konkret könnte ich keinen Traumspot nennen, den ich noch unbedingt besuchen möchte, da sich oftmals ganz unscheinbare Spots als Top-Locations outen.

Täuscht der Eindruck oder ist der Sport tatsächlich sehr männerdominiert? Wie begeistert man Mädchen und junge Frauen, es mal auszuprobieren – Ideen?

L.W.: Diese Frage würde ich direkt mal an Melanie weitergeben …

M.T.: Das stimmt. Wie in fast jeder Sportart rutschen die Frauen auch hier unter das Radar. Mir ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen den Sport näherzubringen. Ich zeige bei Workshops in Schulen oder ähnlichen Einrichtungen, wie viel Spaß der Sport machen kann und dass man auch als Frau alles erreichen kann, was man sich vornimmt. Meine Erfahrung: Wenn ich meine Berufung mit ganzem Herzen lebe und das auch zeige, kann ich viele Mädchen begeistern.

»Das macht es auch so spannend: Jeder sieht andere Möglichkeiten und lernt von den anderen Athleten, egal wie lange man schon dabei ist oder wie gut man ist.«

Habt Ihr ein Motto, nach dem Ihr lebt, oder ein Zitat, dass Euch besonders inspiriert?

L.W.: Das Leben ist ein Geschenk und es ist unsere Aufgabe, es voll und ganz auszupacken und zu entfalten. Für mich bedeutet das, mich in allen Bereichen meines Lebens immer weiterzuentwickeln, um die beste Version meiner selbst zu werden. Und das Coole daran ist: Diese Reise hört nie auf!

M.T: Mein Lieblingszitat: »Man lebt nur einmal, deshalb genieße jede Sekunde, die dir das Leben schenkt, und mach etwas Großartiges daraus«, oder kurz: »You only live once«.

Hier lest ihr den ersten Teil unseres Interviews.

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