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Vom Bauchgefühl und dem Kopfstehen
Freestyle

Vom Bauchgefühl und dem Kopfstehen

Sich und den eigenen Körper kennen: für Louke Wilson und Melanie Tischler essenziell. Denn nur wenn die beiden Freerunner wissen, wie es ihnen geht, wissen sie auch, was passiert. Oder eben auch nicht. Im vierten Teil des Interviews sprechen wir über das Thema Grenzen – und auch über Angst.

  • Interview:
    Iris Soltau
  • Fotos:
    Tim Adler

Wie geht Ihr mit der Angst um, könnt Ihr sie ausblenden?

Louke Wilson: Angst ist für mich mittlerweile erst mal nur ein Signal, dass es hier etwas für mich zu lernen gibt. Und ich weiß, solange ich mich aktiv mit der Angst auseinandersetze, werde ich auch lernen, sie zu überwinden. Der Sport schenkt mir ein Selbstvertrauen, das über die sportlichen Fähigkeiten hinausgeht, mich auch im Alltag bestärkt. Ich glaube fest daran, dass, solange ich weiter nach dem für mich richtigen Weg suche, ich auch eine Lösung für mein Problem finden kann.

Melanie Tischler: Die Angst ist ein natürlicher Wegbegleiter, beim Parkour genauso wie im normalen Leben. Mir persönlich hilft der Sport dabei, Ängste zu überwinden. Mit jeder erfolgreichen Challenge merke ich, wie meine körperliche und mentale Stärke wächst und wächst

Wie lernt man, seine Fähigkeiten genau einzuschätzen?

L.W.: Dafür ist ganz viel »Try and Error« nötig, denke ich. Und damit man nicht jedes Mal seine Gesundheit aufs Spiel setzt, hier ein Beispiel, wie man sich an einen neuen Sprung herantasten kann: Wenn du herausfinden willst, ob du einen Sprung zwischen zwei Häusern schaffen kannst, musst du nicht direkt ins volle Risiko springen. Du kannst erst mal die Distanz ausmessen und dir einen vergleichbaren Sprung in Bodennähe suchen, wo nicht viel passiert, wenn der Sprung schiefgeht. Wenn du die Distanz dort absolut sicher springen kannst, idealerweise sogar mit ein wenig Puffer, dann kannst du dir den Sprung oben noch mal anschauen. 


M.T.: In diesem Punkt unterscheidet sich unsere Sportart nicht wirklich von anderen. Auch hier gilt: Training, Training, Training! Je mehr du dich mit dir und deinen Skills beschäftigst, desto sicherer wirst du und desto schneller und besser kommst du an dein Ziel.

Wie wichtig ist das Bauchgefühl?

L.T.: Zu lernen, auf meine Intuition zu hören, hat mich tatsächlich viele Jahre gekostet. Anfangs hatte ich eine ungesunde Trainingshaltung, bei der ich mich von keiner Challenge unterkriegen lassen wollte. In Folge habe ich mich mehrmals verletzt – und das war es im Nachhinein nie wert. Zu lernen, wo die eigene Grenze ist, und auch mal nein zu sagen, wenn man sich für einen Sprung noch nicht bereit fühlt, halte ich für essenziell in unserem Sport. Es heißt ja nicht, dass man den Sprung nie machen wird. Es bedeutet nur, dass noch ein wenig mehr Vorbereitung nötig ist.

M.T.: Es gab immer wieder Momente, in denen ich mein Bauchgefühl ignoriert habe – und die gingen nur sehr selten gut aus. Über das Thema könnte ich ein Buch schreiben! Inzwischen habe ich gelernt, die Signale, die mir mein Körper sendet, aktiver wahrzunehmen. Mein Motto: Das Bauchgefühl ist ein verdammt kluger Kopf, also vertraue darauf und ignoriere es nicht, nur weil es dir etwas sagt, was du gerade nicht hören willst.

Beim Freerunning lernt man: Manche Grenzen sind vielleicht gar nicht unsere Grenzen – wir haben nur gelernt, sie als solche anzuerkennen und uns daran zu halten. Inwiefern prägt diese Erkenntnis Euer Leben?

L.W.: Nach all den Jahren in dem Sport stelle ich mir beim Thema Grenzen automatisch die Frage, ob und wie ich sie überwinden kann. Dabei ist es egal, ob es um körperliche Grenzen geht, um mentale oder gesellschaftliche. Je mehr Freiheit ich in meinem Leben erfahre, desto mehr hinterfrage ich Grenzen.

M.T.: Dieses Learning hat einen ungemeinen Einfluss auf mich. Die Dinge nicht einfach so hinzunehmen, sondern auch mal den Mut zu haben, sie zu hinterfragen, ist wichtig. Dahinter steckt im Kern die Frage, wofür man selbst lebt und im Ernstfall auch kämpfen möchte, und was einem wichtig ist im Leben.

»Je mehr Freiheit ich in meinem Leben erfahre, desto mehr hinterfrage ich Grenzen.«

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