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»Wenn das keine Freiheit ist, was dann?«
Freestyle

»Wenn das keine Freiheit ist, was dann?«

Immer auf dem Sprung: Die Freerunning-Athleten Melanie Tischler und Lucas »Louke« Wilson machen sich den urbanen Raum zu eigen und nutzen Berlin als Spielwiese für ihre atemberaubenden Stunts. Einen Tag lang hängten wir uns an ihre Fersen und sprachen mit ihnen über ihren Alltag als Profi-Sportler, Anfängerfehler, Verletzungen und über die Leidenschaft, immer wieder neue Grenzen auszuloten.

  • Interview:
    Iris Soltau
  • Fotos:
    Tim Adler

Lucas, Melanie: Habt Ihr ein Auge für die Sehenswürdigkeiten, wenn Ihr in eine neue Stadt kommt – oder wird erst einmal gescannt, wo sich gute Freerunning-Möglichkeiten bieten? Und was ist Euer Lieblings-Spot in Berlin?

Lucas Wilson: Ich scanne meine Umgebung unterbewusst durchgehend. Egal, wo ich unterwegs bin, mein inneres Parkour-Auge läuft selbst beim Sightseeing immer mit und ich sehe überall Sprünge, die ich machen kann. In Berlin trainiere ich richtig gerne am Potsdamer Platz: Der Spot ist total vielfältig und man kann seine Bewegungen dort sehr unterschiedlich gestalten. Ob entspannte Flow-Sessions oder technisch anspruchsvolle Challenges, hier gibt es eine Menge Auswahl.

Melanie Tischler: Definitiv beides! Da die Stadt unser natürlicher Spielplatz ist, laufen wir nie einfach von A nach B und haken die Must-sees ab, sondern nutzen den Weg ganz automatisch, um neue Trainingsmöglichkeiten zu entdecken. Normales Sightseeing funktioniert deshalb für mich nicht. Sobald ich irgendwo ankomme und beeindruckt von einer Location bin – wie hier in Berlin vom Velodrom –, kreisen in meinem Kopf sofort die Gedanken: Wie kann ich den Spot jetzt am besten durch einen coolen Move oder eine Kombination optimal in Szene setzen?

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Erzählt doch einmal, wie Ihr zu dem Sport gekommen seid und was Euch daran so fasziniert?

L.W.: Als ich 15 Jahre alt war, hat mein Papa mir Videos von einem osteuropäischen Freerunner gezeigt, der durch verlassene Ruinen gesprungen ist. Das hat mich sofort gepackt, ich bin noch am gleichen Tag rausgegangen und über Bänke, Mülltonnen und Fahrräder gesprungen und auf Garagen geklettert. Irgendwann später kam dann der Gedanke, dass es richtig cool wäre, wenn ich einen Rückwärtssalto auch ohne Gartentrampolin springen könnte. Und so entwickelte sich meine Begeisterung für den akrobatischen Aspekt unseres Sports. Was ich daran liebe, ist, dass ich mich nicht nur körperlich, sondern auch mental immer wieder mit meinen Grenzen auseinandersetzen muss und lernen kann, sie zu überwinden. In jeder Session finde ich neue Challenges, die mir erst mal Angst machen. Und doch komme ich jedes Mal wieder an den Punkt, an dem ich sie trotzdem knacken kann – ein tolles Gefühl!

M.T.: Schon als kleines Mädchen war ich fasziniert von Handständen, Saltos und Flickflacks. Die wichtigsten Grundlagen für meine spätere Leidenschaft lernte ich früh beim Voltigier-Training und Kunstturnen. Im Teenageralter gelang mir der entscheidende Sprung: Raus aus dem strengen Regelwerk des Kunstturnens, hinein in das grenzenlose Angebot an Bewegungsfreiheit im Freerunning.

»In unserer urbanen Umwelt gibt es kaum ein Hindernis, das uns aufhält – wenn das keine Freiheit ist, was dann?«

Wie definiert Ihr Euren Sport? Als Kunst, Akrobatik oder eine spektakuläre Fortbewegungsart?

L. W.: Auf diese Frage hat jeder seine eigene Antwort. Ich würde sagen: 50 Prozent Sport und 50 Prozent Bewegungskunst. 


M.T.: Für mich persönlich ist der Sport viel mehr als eine kreative und beeindruckende Art und Weise, sich akrobatisch fortzubewegen. Er schafft mir den Raum, mich auszuleben.

In welchen Momenten spürt Ihr: Das ist absolute Freiheit!

L.W.: Wenn ich auf einmal realisiere, wie krass das eigentlich ist, was wir als Parkour-Athleten leisten. Fast alle meiner Freunde trainieren auch Parkour, darum sind meine Skills für mich mittlerweile beinahe normal geworden. Man vergisst schnell, wie viel mehr Freiheit wir durch unsere Fähigkeiten eigentlich wirklich haben. In unserer urbanen Umwelt gibt es nämlich kaum ein Hindernis, das uns aufhält – wenn das keine Freiheit ist, was dann?

M.T.: In den Augenblicken, in denen ich ein Ziel erreiche, auf das ich lange hingearbeitet habe. In diesem Moment bin ich wahnsinnig glücklich und stolz auf mich selbst. Da macht es »klick« – und dieses Hochgefühl ist für mich die absolute Freiheit.

→ Wie ein typischer Tag im Leben von Melanie und Lucas aussieht, ob es beim Freerunning so etwas wie Stil gibt und was die beiden inspiriert? Erfahrt ihr bald im zweiten Teil unseres Interviews.

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